
Neue Mitte - Jonen
Architekt: | Seiler Linhart Architekten | ||
Fotos: | Rasmus Norlander | ||
Lage: | Dorfstrasse 1,3,4, Jonen (CH) | ||
Bauherr: | Landi Freiamt, Bünzen |
Alle Baukörper haben eine kompakte, klare Geometrie und besitzen ortstypische Satteldächer. Die Art und das Mass der Öffnungen in der Fassade orientiert sich an historischen Massverhältnissen und Proportionen, ohne aber diese zu kopieren. So sind die Fenster z.B. prozentual grösser als der historische Bestand. Dem Verfasser geht es darum einen zeitgenössischen, robusten Ausdruck für die Fassaden zu finden, der sich im gewachsenen Kontext integriert. Die beiden dreigeschossigen Häuser an der Dorfstrasse, sind durch einen zurückversetzten, eingeschossigen Torbau miteinander verbunden. Dieser erinnert in seiner Dimension an die Typologie der ortstypischen Tenn- und Stalltore. Neben dem Torbau sind es auch die grossflächigen Öffnungen im Erdgeschoss, welche auf die dahinterliegende, gewerbliche Nutzung verweisen. Der neue Vorplatz ist gepflastert. Der dritte Baukörper befindet sich im hinteren Bereich der Parzelle, entlang des Friedhofsweges. In seiner Grösse und Ausrichtung orientiert sich dieser an den bestehenden Nachbarhäusern und formuliert zusammen mit den beiden anderen neuen Baukörpern einen neuen Innenhof mit Brunnen, Sitzbänken und Linde. Der Innenhof erfüllt verschiedene städtebauliche Funktionen. Einerseits erschliesst man von hier die Treppenhäuser der einzelnen Wohnungen und Gewerberäume. Weiterhin dient er der Anlieferung gewerblicher Flächen. Drittens kann er von Gästen und Anwohnern als Treffpunkt genutzt werden und bindet die bestehende Taverne in das neue Ensemble mit ein. Das Prinzip von Zier- und Nutzgärten im Aussenraum, welches ortstypisch ist, wird durch das Projekt entlang des Friedhofweges aufgegriffen. 100cm hohe Buschhecken, welche zum einen den Friedhofweg räumlich fassen, bilden zum anderen gleichzeitig abgegrenzte Aussenräume. Die Parkierung der Bewohner wird ebenfalls durch Hecken begrenzt.
Der Zugang der Wohnungen erfolgt über gedeckte Einschnitte an der Traufseite der Häuser. Alle Treppenhäuser sind natürlich belichtet und ermöglichen einen direkten Zugang von den Wohnungen zur Tiefgarage. Die Wohnungstypen nehmen Bezug auf die additive Raumschichtung historischer Grundrisstypologien und übersetzten diese in die heutige Zeit. So gelangt man über eine kleine Eingangsgarderobe mit direktem Zugang ins Gäste-WC in eine grosse und helle „Wohnhalle“. Diese dient dem Wohnen + Essen und von hier aus erschliesst man die privaten „Kammern“. Die Küche ist der Wohnhalle angelagert und kann nach Bedarf auch von dieser durch Schiebeelemente räumlich abgetrennt werden. Eine eingezogene Loggia erweitert die Wohnhalle optisch nach Aussen und bietet einen geschützten in die Fassade integrierten, privaten Aussenplatz.
Das Materialisierungskonzept mit einer verputzten Fassade und einem robusten Kunststeinsockel im Spritzwasserbereich ist eine zweckmässige und dauerhafte Lösung. Die Fenster sind als Holz-Metallfenster ausgebildet. Als Sonnenschutz sind farblich gestrichene Metallläden zur Anwendung kommen, welche sich nicht konventionell aussen, sondern innerhalb der Mauerleibung befinden. Die Tragstruktur ist als zweischaliger Massivbau erstellt. Als Dacheindeckung wird ortstypischer brauner Ziegel verwendet. Die Materialien des Innenausbaus sind zweckmässig und robust.